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Pavel Prokop | October 31, 2022
Im vergangenen Jahr haben wir in Grant Thornton mehrere Projekte im Bereich nachhaltiges Unternehmen, kurz als ESG-Projekte genannt, umgesetzt. Dies waren Projekte aus Bereichen Energie, Wasserversorgung, Abfallentsorgung, Rekultivierung, Immobilienentwicklung (real estate development), Hotellerie, Automobilproduktion, Finanzen.
Dabei ging es vor allem um die Vorbereitung für nichtfinanzielle Berichterstattung der ESG- Bereiche. In mehreren Fällen haben wir die Verbindung zum Klimaplan der Hauptstadt Prag und dann die Berechnung von CO2-Fußabdruck und zusammenhängende Strategien der CO2-Neutralität gelöst. Ich werde versuchen, die Feststellungen und Erfahrungen dieser Projekte in den folgenden Abschnitten zu erläutern.
Am häufigsten wollten Unternehmen ESG-Projekte umsetzen, da sie zu einer globalen Gruppe gehören, die ihre eigene ESG-Politik hat, und da sie in der Tschechischen Republik ihre Elemente umsetzen und ESG-Indikatoren an die Zentrale melden wollen. Ein weiterer Grund war die Anforderung bei Verhandlungen über die Finanzierung von Investitionen und anderen Projekten, wenn Bankinstitute oder Anlagegruppen und Fonds Nachhaltigkeitsinformationen benötigen, da sie den Anforderungen der Finanzregulierung im Bereich nachhaltiger Finanzierung genügen müssen. Der dritthäufigste Grund war die Anforderung der Klienten, sei es aus dem B2B- oder B2C-Bereich. In diesem Bereich ist ein zunehmendes Bewusstsein für die Umweltauswirkungen zu beobachten, die mit der Herstellung eines bestimmten Produkts oder der erbrachten Dienstleistung verbunden sind.
Das Niveau der ESG-Berichterstattung ist auf dem tschechischen Markt sehr unterschiedlich. Es gibt Fälle mit einem sehr ausgeklügelten und entwickelten System zur Überwachung und Berichterstattung einer Reihe von nichtfinanziellen Indikatoren für den Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Hervorzuheben ist hier die klare Verbindung zu Corporate-Social-Responsibility-Programmen (CSR). Man kann mit ein bisschen Übertreibung sagen, dass es den Unternehmen mit bereits entwickelten und funktionsfähigen CSR-Programme nur wenig reicht, eine Politik der allgemeinen Unternehmensnachhaltigkeit zu formulieren und die CSR-Berichte auf ESG-Berichte zu erweitern.
Aber wir sind auch auf Fälle gestoßen, in denen ESG gerade erst beginnt und wann wir gemeinsam mit dem Auftraggeber beim Projekt erste Wege zur Erhebung nichtfinanzieller Kennzahlen beschritten und die ersten Formulierungen der Nachhaltigkeitspolitik erstellt haben. In diesen Fällen ist das Vorgehen des Managements entscheidend, ob es das Projekt - das neue Impulse, Differenzierungselemente, Wettbewerbsvorteile bringt - als strategisch oder nur als eine die Einhaltung künftiger EU-Rechtsvorschriften gewährleistende Regulierungsmaßnahme wahrnimmt.
Unsere Herangehensweise an ESG-Projekte ist pragmatisch. Wir bauen die Grundlage der Politik einer langfristigen Unternehmensnachhaltigkeit auf einer Cost-Benefit-Analyse, bei denen es sowohl finanzielle als auch nicht finanzielle Vorteile der ESG-Bereiche gibt.
Wir schlagen Indikatoren nicht nur unter Berücksichtigung von best practice (GRI, SASB, CSRD) vor, sondern empfehlen auch, dass Indikatoren der nichtfinanziellen Bereiche eine echte Grundlage in der Unternehmensführung haben.
Unsere Philosophie ist die Idee, dass Effizienz die Basis für langfristige Nachhaltigkeit ist, d.h. Reduzierung des Energieverbrauchs, Reduzierung der Entstehung von Emissionen, Immissionen und Abfällen, Beseitigung der Verschwendung in Verarbeitungsprozessen sowie Verwaltungs-tätigkeiten und nicht zuletzt die Begrenzung der Produktion unerwünschter Produkte und der Bereitstellung unzureichender Dienstleistungen. Es ist klar, dass sich all diese Maßnahmen im Nachhinein auch finanziell auswirken und dass es sich langfristig wirtschaftlich lohnt, ein nachhaltiges und verantwortungsvolles Unternehmen zu sein. Unbestritten ist, dass die Sicherung der Investitions- und Betriebsfinanzierung oft eine Frage des Unternehmensseins oder -nichtseins ist. Das ESG-Reporting wird nach und nach Teil der Kreditdokumentation und erhält die gleiche Bedeutung wie heute Finanzberichte und Finanzkennzahlen.
Im Zusammenhang mit ESG wird oft von ESG-Risiken und deren Auswirkungen auf das Unternehmen gesprochen. Dies sind insbesondere Umweltrisiken und zivilisatorische Risiken. In den letzten 10 Jahren haben wir fast alles erlebt, was man in der Tschechischen Republik begegnen kann. Es waren Überschwemmungen, Sturzfluten, Tornados und Stürme, Großbrände, ungewöhnliche Dürre und hohe Temperaturen, Wasserknappheit. Darüber hinaus haben wir die Auswirkungen einer globalen Pandemie erlebt und befinden uns jetzt im unmittelbaren Einfluss eines Kriegskonflikts in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.
Alle Risiken können negative Auswirkungen auf die finanziellen Ergebnisse einer Organisation haben. Genau das merkt der Finanzsektor, der Finanzmittel zur Durchführung von Investitionen sowie laufende Betriebsfinanzierung bereitstellt, zunehmend. Innerhalb von Kreditprozessen stoßen unsere Kunden allmählich auf Fragen/Herausforderungen in nichtfinanziellen Bereichen wie CO2-Fußabdruck, Zusammenarbeit mit Gemeinden, Unterstützung von Nichtregierungs-organisationen, Ethik und Geschäftstransparenz. Eine weitere Auswirkung von Risiken zeigt sich im Bereich der Quantifizierung finanzieller Auswirkungen in Finanzberichten/Jahresabschluss/ des Unternehmens. Es ist notwendig, die Ergänzung der Rechnungslegungsverfahren vorzubereiten, indem die finanziellen Auswirkungen von environmentalen Umweltrisiken auf das Finanzergebnis des Unternehmens quantifiziert werden.
Große Unternehmen haben viel mehr Ressourcen (sowohl personelle als auch finanzielle), um damit umzugehen. Was sie am dringendsten brauchen, ist ein Management, das die Politik der langfristigen Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil ihrer Geschäftsstrategie betrachtet. Für mittelständische, kleine und bzw. gemeinnützige Organisationen oder Organisationen des öffentlichen Sektors ist es eine ziemliche Herausforderung, zusätzliche Ressourcen zu finden, um ESG-Risiken zu managen und nichtfinanzielle Berichte/Reporte zu erstellen.
Aus Erfahrungen der realisierten Projekte wissen wir, dass all diese Anforderungen – d.h.
Festlegung einer Nachhaltigkeitspolitik, Berechnung des direkten CO2-Fußabdrucks, Erstellung eines nichtfinanziellen Nachhaltigkeitsberichts, Vorbereitung von die Umweltbelastungen reduzierenden und das Engagement der Mitarbeiter erhöhenden Initiativen und Erfüllung gesetzlicher Anforderungen bzgl. transparenten Unternehmens – ein Job für 4 - 6 Monate
für 2 - 4 Spezialisten ist, die in engem Kontakt mit dem Top-Management stehen. Die Umsetzung einzelner Initiativen dauert in der Regel mehrere Jahre und muss als Programm zur Transformation der Gesellschaft zu langfristiger Nachhaltigkeit geführt werden.
Für kleine und mittelständische Unternehmen, in denen die ESG-Agenda nicht verankert ist, bedeutet dies, entweder neue, die ESG-Problematik lösende Mitarbeiter einzustellen, oder eine Zusammenarbeit mit namhaften Unternehmen zu beginnen, die über Spezialisten, Erfahrung und Beispiele aus der jeweiligen Branche verfügen.
In den Programmen zur Transformation der Unternehmen zur langfristigen Nachhaltigkeit sehen wir eine Chance für Unternehmen, ein langfristiges, stabiles und nachhaltiges Wachstum zu erreichen.
Autor: Pavel Prokop